Da krieg i an Hois!

Was Wien als beste Hundestadt betrifft, ist noch ein bisserl Luft nach oben. Da spielt diese grandiose Stadt nämlich noch nicht ganz in der internationalen Oberliga mit und hat mit San Francisco, Seattle, Tel Aviv, Prag, Hamburg, Barcelona, Toronto, Chicago, Lissabon, Warschau, Kopenhagen oder Madrid auch ordentliche Schwergewichte zu toppen.

Platz 13 im Hundestädte-Index ist bei dieser Konkurrenz aber nicht wirklich ein Grund, die Pfoten resignierend in den Sand zu stecken. Den es in Wien eh nicht gibt, und die paar sandigen Meter auf der lässigen Donauinsel – eine echt coole „Auslaufzone“ – sind halt auch nur für kesse Zweibeiner in knappen Outfits und nicht für fröhlich bellende, umhertobende und dauermarkierende Wuffis bestimmt. Wiens berühmtes „Sackerl fürs Gackerl“ hilft da wenig, in dem die Mehrheit der Wiener Hundebesitzer die Hinterlassenschaft ihres „besten Freundes“ eh artig entsorgen. Aber leider nicht alle, was Wien oft ziemlich be… aussehen lässt und auch ich, die ich ja grundsätzlich auf natürliche Aromen ziemlich abfahre, ob der herumliegenden dicken und dünnen Stinkigkeiten pikiert das Naserl rümpfe. Weil „Tempelhüpfen“ auf vier Pfoten kann ich gar nicht leiden, Leidln, des muas a wirklich net sein!

Ganz schön viel Aa

Dabei ist‘s gar nicht so schwer – oder doch? – das Gackerl ins Sackerl und so „verpackt“ in den nächsten Mistkübel zu stopfen. 15.000 dieser orangenen Koloniakübel gibt’s in meiner Lieblingsstadt nämlich an fast jedem Eck, alleine nur auf besagter Donauinsel stehen 850 plus 400 gelbe Tonnen prominent herum. Und von den Sackerlspendern verteilen sich auch an die 3.650 über ganz Wien, woraus auch ganz viele Herrlis und Fraudis an die 100.000 schwarze Plastiksackerl fürs tägliche große Geschäft des Lieblings-Wauzis zupfen. Macht in Summe 36,5 Millionen Gackerl-Sackerl mit, übers Jahr gerechnet, 2.000 Tonnen Inhalt, was ganz schön viel Aa ist …

Soweit so brav. Wo ich kleiner und gut erzogener Dackel, wie man hier in Wien sagt, aber wirklich an Hois krieg, sind die vollen Gackerl-Sackerln, die in meinem eigentlich immer schön zusammengeräumten Wien ob im Beserlpark, auf Gehsteigen, Spielplätzen und bestenfalls im Rinnsal wenig dekorativ herumkugeln, weil sie den Weg zum nächsten Orangenen nicht gefunden haben oder was weiß ich warum. Das macht die Harmonie zwischen den Pro und Kontra Hundeparteien nicht besser, das kann ich Euch sagen. Unsereins, der brav ins „Sackerl gackerlt“, traut sich oft eh schon nicht mehr, der Natur entspannt freien Lauf zu lassen, ohne dass der Wiener Grant zuschlägt. „Muas ihna Hundsviech da hersch …“, hör ich oft, was meinen morgendlichen Drang dann auch gleich abrupt stoppen lässt. Dass Frauchen dem Matschkeranten das schwarze Sackerl – gibt es auch in frischem Grün, kessen Rot oder leuchtenden Gelb –neh schon raschelnd vor’s aufmüpfige Naserl hält, wird dabei von selbiger weiter laut keppelnd ignoriert.

Na, vielleicht sollt ma ihn mal am Inhalt schnuppern lassen 😉

Andererseits, das weiß heute wohl jeder „Hund“, ist Plastik Gift für unsere Umwelt. Ob mit oder ohne Gackerl drinnen! Da ist’s ja fast gscheiter, das Hundstrümmerl en nature liegen zu lassen und – so einen ein Wiener Waste-Watcher erwischt – 50 Euro fürs große Hunde-Geschäft zu bezahlen. Obwohl, Option ist das auch keine, denn abgesehen von der grauslichen Optik und dem unfreiwilligen Tritt ins Glück ist unser Gackerl halt keine Delikatesse, vielmehr oft Tummelplatz von allerlei sekkanten Gesellen. Daher rein damit ins Sackerl und ab in den Kübel, wo Hundis Sondermüll auch entsprechend entsorgt wird. Das volle Sackerl hingegen liegenzulassen, wo es grad runterfällt, ist im wahrsten Sinne des Wortes sch… und ich sag Dir auch warum:

Mistkübel oder en nature

Hundekot hat eine Halbwertszeit von 0,72877*2^6 d, was soviel bedeutet, als dass sich unser Gackerl in 46,5 Tagen auf die Hälfte zersetzt, wieder solange ist die Hälfte von der Hälfte weg usw. So die einfache wie theoretische Mathematikregel, im echten Hundeleben kommen so Nebensächlichkeiten wie Ernährung oder das Wetter dazu, die den Verrottungsprozess beschleunigen oder verlangsamen. Regen tut dem Hauferl beim Schrumpfen „gut“, Schnee, Eis und Hitze sind die Bremser im Vernichtungsprozess. Ja, und ohne die gemeine Stubenfliege und anderen Insekten und Bakterien geht sowieso nix, denn sie sind mit ihrer Brut, auch wenn das noch so seltsam klingt, jene notwendigen Gesellen in der organischen Gackerl-Nahrungskette, damit an dessen Ende schließlich Humus verbleibt.

Der Zersetzungsprozess im Sackerl hingegen dauert viel viel länger, weil das „gemeine“ Plastiksackerl nämlich mit Beständigkeit aufwartet: Es zersetzt sich nicht. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in tausenden von Jahren.

Was also tun als natur- und umweltverbundener Hundebesitzer? Das Sackerl ins Rinnsal oder Gebüsch werfen, ist das no go vom no go, da ist sich die verantwortungsbewusste Hundecommunity einig. Das Gackerl im Sackerl in der Mülltonne entsorgen oder en nature doch dem natürlichen Verrottungsprozess überlassen – darüber wird auf vielen Wuffi-Plätzen jedoch oft ziemlich hitzig diskutiert.

Wie wär’s also mit biologisch abbaubaren Kacksackerln, fragt der kluge Dackel und muss erfahren: Das Gackerl im recycelten Bio-Kunststoffsackerl und der konventionelle Mistkübel bleiben auch da ein untrennbares Gespann.

Fraudi nimm’s Sackerl mit, ich muss jetzt raus …
Wuff-wuff und bis bald
Eure Julie

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